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Minister Jan Jambon
10 Nov 2018

Der belgische Minister Jan Jambon: "First Responder sind heute mit neuartigen Risiken und Herausforderungen konfrontiert wie nie zuvor in der Geschichte"

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Als Minister Jan Jambon, belgischer Minister für Sicherheit und Inneres, am Samstag das CTIF-Seminar "Fire, Rescue & New Challenges" besuchte, konzentrierte sich seine Rede auf Innovationen, die damit verbundenen Herausforderungen und die Bedeutung des technologischen Fortschritts für die Feuerwehren und Rettungsdienste - zum Guten oder zum Schlechten.

"Liebe Gäste, sagte Peter Jackson, der Regisseur von "Der Herr der Ringe" einmal: Tomas Edisons Phonograph war einst eine "Neue Technologie". Wie immer hatten einige Angst vor dieser neuen Technologie.

Einige hatten Angst vor dem Fernsehen - sie dachten, die Radiowellen würden sie umbringen.

Manche fürchteten sich vor Zügen - sie dachten, eine Geschwindigkeit von mehr als 30 km/h würde den menschlichen Körper zerreißen.

Die Erfindungen des Industriezeitalters - die elektrische Energie, der Verbrennungsmotor und Henry Fords Erfindung des Fließbands - brachten Millionen und Abermillionen von Menschen Wohlstand und ein besseres Leben.

Doch die neuen Technologien um die Jahrhundertwende brachten auch enorme neue Herausforderungen mit sich:

Für Feuerwehrleute und Rettungskräfte bedeuteten die neuen Technologien in der Vergangenheit nicht nur bessere Rettungsdienste, sondern auch neue Arten von Unfällen, die sich ereignen konnten:

  • Schnellere, leistungsfähigere Autos bedeuteten mehr schwere Unfälle.
  • Der Bau neuer Fabriken bedeutete größere und gefährlichere Brände, auf die zu reagieren war.
  • Der zunehmende Einsatz von Chemikalien bedeutete neue Herausforderungen für die Ersthelfer im Bereich der Gefahrstoffe.

In dieser Woche - als die Feuerwehrleute gerade dachten, wir hätten die Befreiung von Elektrofahrzeugen in den Griff bekommen - kündigen die Autohersteller an, dass sie Autos mit Solarzellen auf dem Dach einführen werden, was die Befreiung vor neue Herausforderungen stellt.

Wird diese technologische Entwicklung jemals aufhören?

Natürlich nicht.

Tatsächlich verändert sich die Technologie schneller als je zuvor!

Und so wie immer:

Die Rettungskräfte sind diejenigen, die an vorderster Front stehen, ohne ein Regelwerk, das sie befolgen müssen - sie haben nur Sekunden, um zu entscheiden, was zu tun ist.

Die Feuerwehren und Rettungsdienste stehen heute vor Herausforderungen, die es früher nicht gab und die völlig neu sind.

Da sich die Technologie derzeit so schnell verändert, ist es nicht einfach, sich mit allen Entwicklungen und Neuerungen vertraut zu machen. Deshalb sind viele Einsätze anders und komplex, sowohl für die Freiwilligen als auch für die Berufsfeuerwehrleute.

Die Rettungsdienste werden nicht systematisch konsultiert oder informiert, wenn eine neue Technologie eingeführt wird.

Dies kann dazu führen, dass die Einsatzkräfte nicht wissen, wie sie effektiv reagieren sollen. Wenn dies geschieht, erhalten die Vorfälle in den sozialen Medien schnell eine negative Aufmerksamkeit.

Unsere heutige Gesellschaft hat auch andere Erwartungen: Früher reichte es aus, dass die Feuerwehr bei einfachen Problemen eine relativ schnelle und gute Lösung suchte. Heute wird von der Feuerwehr erwartet, dass sie ganzheitliche Antworten auf die komplexesten Probleme findet.

Was wird mit der Einführung von selbstfahrenden Autos passieren?

Gibt es dann noch Verkehrsunfälle? Können wir diese Autos der Zukunft aufschneiden? Haben unsere Leute die richtigen Fähigkeiten, um die Opfer zu retten?

Bedeutet der Einsatz von Drohnen und Robotern zur Hilfeleistung, dass wir keine Erst- und Zweithelfer in einer riskanten Umgebung mehr brauchen? Werden wir bald Programmierer, Hacker und Gamer ausbilden, um die Rettungsteams vor Ort zu unterstützen?

Welche Auswirkungen haben immer mehr und immer leistungsfähigere Batterien an Bord von Fahrzeugen? Und wie wirkt sich der Einsatz neuartiger Energiequellen und Speichersysteme für Energie auf uns aus?

Wie wirken sich intelligente Häuser und intelligente Städte auf die Verhütung und Meldung von Bränden aus?

Werden wir aufgrund des Klimawandels in Zukunft mehr Einsätze haben - oder weniger?

Was könnte die virtuelle Realität für die Brandbekämpfung in Bezug auf Bildung und Prävention bedeuten?

Welche negativen Folgen haben diese veränderten Bedingungen für das Wohlbefinden und die Gesundheit von Feuerwehrleuten?

Als Sicherheits- und Innenminister habe ich keine unmittelbaren Antworten auf diese Fragen und Bedenken. Alles deutet darauf hin, dass sich die Risiken in der Ersten Hilfe und die Art und Weise, wie wir mit diesen Risiken umgehen, stark verändern werden. Wenn wir für die Zukunft gerüstet sein wollen, müssen wir uns als Organisation weiterentwickeln und auf Innovation setzen.

Als Mitglied des CTIF, der Internationalen Vereinigung der Feuerwehren und Rettungsdienste, möchte Belgien einen wichtigen Beitrag leisten und auf internationaler Ebene ein Beispiel geben.

Ich bin stolz darauf, dass unser eigenes föderales Kompetenzzentrum für zivile Sicherheit, das das Nationale Komitee des CTIF Belgien beherbergt, heute für die Organisation dieses wichtigen Seminars in Brüssel verantwortlich ist. Ich hoffe, Sie alle haben das Programm und die Unterbringung genossen. Ich möchte mich bei den Mitarbeitern des Föderalen Öffentlichen Dienstes für ihre Arbeit bedanken, die sie geleistet haben. Das Ergebnis ist fantastisch!

Innerhalb der Arbeitsgruppen und Ausschüsse des CTIF hat eine Initiative meine besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten: das ISO-Projekt über Rettungsinformationen.

Ich freue mich, dass die belgische Expertise in diesem internationalen Kontext einen Platz gefunden hat. Wie Sie wissen, war die Neuorganisation der Ausbildung von Feuerwehr und Rettungsdiensten immer eine meiner Prioritäten.

Die vollständigen Informationen der ISO 17840 werden in die verschiedenen Ausbildungsstufen der Grundausbildung für neue Feuerwehrleute sowie in die Expertenausbildung für bereits erfahrene Feuerwehrleute im Rahmen der technischen Rettung einfließen.

Meine Damen und Herren, bevor wir mit dem offiziellen Abschluss des Seminars fortfahren, möchte ich Ihnen die Absicht des belgischen öffentlichen Verkehrssektors ankündigen, der großen Wert auf die Sicherheit seiner Kunden, der Fahrgäste, legt.

Nach jahrelangen guten Beziehungen und dem ausdrücklichen Willen, im Bereich der Sicherheit eng zusammenzuarbeiten, haben der belgische ÖPNV-Sektor und das CTIF Belgien beschlossen, eine Vereinbarung auszuarbeiten.Alle Parteien teilen das Ziel, die Sicherheit der Fahrgäste zu erhöhen, indem sie die genormten Symbole der ISO-Norm 17840 auf den eingesetzten Bussen einführen, um eine frühzeitige und klare Erkennung der verwendeten Energiequelle durch die Erst- und Zweithelfer zu ermöglichen.

Dies wird allen Feuerwehr- und Rettungsdiensten, sowohl den freiwilligen als auch den professionellen, alle notwendigen Informationen liefern, damit sie ihre Aufgabe sicher und angemessen erfüllen können. Um diese Verpflichtung zu formalisieren, werden wir nun eine Absichtserklärung unterzeichnen."